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Colin Edwards: Wie er zum Texas Tornado wurde

MotoGP

Von Thomas Baujard - 16.07.2017 17:03

Der Ex-MotoGP-Pilot und TV-Experte Colin Edwards sprach im zweiten Teil des großen Interviews mit SPEEDWEEK.com über seinen Spitznamen, Carl Fogarty und den Superbike-Titelgewinn 2002.

Colin Edwards beendete seine GP-Karriere 2014 bei Forward-Yamaha mitten in der Saison und wurde dann von Yamaha und Michelin als Testfahrer engagiert. Der Superbike-Weltmeister 2000 und 2002 auf Honda stand auch bei 15 MotoGP-Rennen auf dem Podest, aber nie als Sieger. Seit einigen Jahren betreibt der 43-Jährige in seiner texanischen Heimat das «Texas Tornado Boot Camp», eine einzigartige Trainingsmöglichkeit für Hobby- und Profi-Racer. Zudem ist Edwards als TV-Kommentator für «BT Sports» tätig. SPEEDWEEK.com traf den «Texas Tornado» zum exklusiven Interview.

Hast du deinen Spitznamen «Texas Tornado» aus deiner Motocross-Zeit?

Nein, der kommt aus dem Jahr 1992, als ich 18 Jahre alt war und die 250-ccm-AMA-Meisterschaft gewann. Sie nannten mich «Teenage Terror from Texas» oder so. Ich mochte das nicht. Dann wurde ich 20 und konnte nicht mehr Teenager genannt werden. Also machte Cycle News mich zum «Texas Tornado».

Warum hast du vom Motocross auf den Asphalt gewechselt?

Ich gab das Motocross fahren auf, als ich 14 Jahre alt war. Ich wog nur 40 Kilo und war das kleinste Kind im Feld. Ich brannte in diesem Sport einfach aus, da ich ihn von 4 bis 14 Jahre sehr intensiv betrieb. Es wurde zu einem Job. Ich kam von der Schule, fuhr den ganzen Tag, kam heim, säuberte die Maschine und meine Kleidung, Abendessen und ab ins Bett. So ging das jeden Tag. Ich hatte dann noch ein schlechtes Jahr und war genervt. 14 ist auch ein schwieriges Alter, weil du oft gegen 16-Jährige fährst. Außerdem machen sich deine Eier langsam bemerkbar. Ich wollte eine Pause. Zwei Jahre vergingen.

Mein Vater kaufte und verkaufte Gebrauchtwagen. Als ich 16 war, kreuzte eine FCR 1000 seinen Weg. Sie war scheiß schnell und ich erst 16. Er ließ mich mit ihr fahren. Ich machte einen zweiwöchigen Sicherheitskurs und absolvierte die Führerscheinprüfung mit dieser Maschine. Ich fuhr mit ihr zur Schule und überall hin.

Dann ging mein Vater mit mir als Zuschauer zu einem Rennen. Ich denke, er hatte einen Plan, den ich nicht kannte. Dort gewann ein Kind, das ich beim Motocross zerstört hatte, Rennen auf Asphalt. Ich sagte: «Wenn der das kann, dann schaffe ich das ziemlich sicher auch.» Ich testete sein Motorrad, eine Ninja 250, und war sofort schnell.

Wie ging es weiter?

Ich hatte immer Glück. Nach zwei Langstreckenrennen wollte ich bereits zu den Experten aufsteigen. Ich wollte nicht nur Rennen fahren, sondern auch Geld verdienen. Doch sie erlaubten es mir nicht. Ich musste ein Jahr bei den Einsteigern fahren. Ich gewann alle Rennen. Nach ein paar Rennen schlug ich dann auch die Experten, die fünf Sekunden vor uns starteten. Das Beste war ein Kerl, der eine Ölfirma hatte. Er bot mir seine Maschinen für nationale Rennen an. Ich konnte keine Sprintrennen, aber Langstreckenrennen damit fahren. So lernte ich zumindest alle Strecken kennen. Ich fuhr in 13 nationalen Meisterschaften in einem Jahr. Im Jahr darauf fuhr ich dann 250 ccm gegen Jungs wie Kenny Roberts jr.

Als du dann in der Superbike-WM angekommen warst, wurdest du zweimal Mal Weltmeister und hast Fahrer wie Troy Bayliss und Carl Fogerty besiegt. Was sind die besten Erinnerungen? Der Titelgewinn in Imola 2002?

Wenn ich einen Moment aussuchen müsste, dann war das Wochenende in Imola 2002 schon sehr besonders. Es war unglaublich, es herrschte dicke Luft. Bayliss und mich trennte nur ein Punkt. Wenn du Troy fragst, wird er dir dasselbe sagen: Wollten wir beide gewinnen? Ja. Wäre der zweite Platz okay gewesen? Sicher. Denn wir fuhren beide wirklich so hart wir konnten. Es war ein harter, aber sehr fairer Kampf. Das war dem Respekt geschuldet, den Troy und ich füreinander hatten. Wir wollten uns nicht gegenseitig den Kopf abreißen. Insgesamt fühlte ich mich dort frei. Wir reisten durch Europa, spielten Golf und stiegen zusammen auf Berge.

Wie war es, gegen Carl Fogarty anzutreten?

Auch Fogarty war immer ein harter Gegner, aber immer fair. Vielleicht war er einer der härtesten Gegner, gegen die ich je gefahren bin. Wir haben uns intensiv bekämpft, aber ich dachte nie, dass er ein Arschloch ist.

Ich kenne auch die Story, dass er ein Schwein namens Colin hatte. [lacht] Psychospielchen eben. Im letzten Jahr war ich beim Goodwood Festival, wo ich Carl traf. Wir saßen zusammen, tranken Bier und erzählten Geschichten. Er sagte: ‹Mann, ich war ein richtiges Arschloch damals. Es tut mir leid. Ich musste es aber sein. Ich konnte nicht freundlich sein, wenn wir danach auf der Strecke kämpfen sollten.›

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